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Aufgespürt - Wer dressiert eigentlich wen?

Letzte Änderung 04. April 2015

Katzenauge


Samtpfoten streichen über die Holztür. Schlagartig stellen sich bei mir sämtliche Nackenhaare – ich sitze kerzengerade im Bett. Ein kurzes Fluchen, dann öffne ich gehorsam die Schlafzimmertür, trotte im Halbschlaf zum Flur und entlasse das murrende Katzenvieh in die Nacht. 5 Uhr leuchtet die Anzeige meines Weckers …

Mittlerweile habe ich alles versucht. Das Biest ist mir immer einen Schritt voraus. Wenn ich die Schlafzimmertür offenlasse, hoppelt der Stubentiger ins Treppenhaus. Dort hängt – vom Geländer zu erreichen – ein Windspiel. Katzen sind geschickt, wenn sie’s drauf anlegen. Und mitten in der Nacht das gesamte Haus wachzutrommeln bereitet ihnen sichtliches Vergnügen. Alternativ macht sie ihrem Zorn Luft, indem sie unseren Hund attackiert. Der blickt dann immer nur müde auf, woraufhin Klein-Godzilla anfängt zu Miauen – und nicht wieder aufhört. Last but not least gibt es die Ignorierungs-Taktik: Schlafzimmertür verriegeln und alles gekonnt überhören. Bisher habe ich es nie länger als fünf Minuten ausgehalten. Dann wetzt sie ihre Krallen an sämtlichen Holzgegenständen, spielt Mikado mit meinen Schreibtisch-Unterlagen, bis ihr auffällt, dass es auch noch mich gibt: Den unschuldigen Sklaven, eingewickelt in der Bettdecke. Wer dressiert hier eigentlich wen?

Mein einziger Hoffnungsschimmer bleibt die Uhrumstellung. Wenige Tage danach residiert sie wieder in meinem Schlafzimmer, räkelt sich und schon bin ich wieder auf den Füßen – noch ehe ihre Pfoten die Tür berühren. Unterwürfig öffne ich Ihrer Majestät die Haustür und wünsche viel Erfolg bei der nächtlichen Mäusejagd. Erst dann fällt mir auf, wie der Wecker neckisch zu mir rüber blinkt: 5 Uhr – trotz Sommerzeit! Besitzt sie denn gar keinen Biorhythmus, keine Gnade, kein Erbarmen? Ich beschließe die Uhren in Zukunft besser im Auge zu behalten. Diese Katzen sind gewitzt, wenn sie‘s drauf anlegen …

Philipp Neuweiler

Katzenauge

Aufgespürt - Getigerte Blitzableiter

Letzte Änderung 13. April 2015


Diese Tiere besitzen einen Hang zum Größenwahn. „Höhenwahn“ trifft es vermutlich noch eher. Was sonst treibt sie mit der Leidenschaft eines Reinhold Messners dazu Spülbecken, Gartenhütten oder Bäume zu erklimmen? Es muss reizvoll sein, die Rücken ihrer zweibeinigen Nahrungsspender hinaufzukraxeln. Oder in Gefilde vorzustoßen, wo es selbst der Feuerwehr schwindlig wird. Häufig beobachte ich unsere Katze, wie sie das Dachfenster hypnotisiert – drauf und dran sich bei nächster Gelegenheit hinauszustürzen. Kletterpionieren haftet immer etwas Suizidales an …

Über ihren größten Coup gibt es Folgendes zu berichten: Es war während wir unser Haus streichen ließen und die Fassade rundum mit einem Gerüst verkleidet war. Von den Fenstern im ersten Stock gelangte man wunderbar auf eine Plattform, die hinauf zum Dach führte. Ein unachtsamer Moment – das Fenster nicht ordnungsgemäß verriegelt – und schwupps war sie draußen. Meine Schwester bemerkte als erste die Pfotenabdrücke auf dem Kippfenster. Ein kurzer Schockmoment. Dann wurden sämtliche Fenster aufgerissen. Wegen unserer „Miez Miez“–Rufe versammelten sich unten auf der Straße rasch die ersten Schaulustigen. Unser Nachbar stellte vom Basislager immer wieder die neuesten Beobachtungen durch: „Jetzt ist sie auf der linken Dachseite. Jetzt rechts neben der Satellitenschüssel. Uh, sie sitzt auf dem Schornstein!“ Besser gesagt thronte sie darauf wie ein pelziger Wasserspeier. Glücklicherweise brannte gerade kein Kaminfeuer oder zog ein Gewitter auf.

Die Rettung gelang schließlich durch ein akrobatisches Kunststück: Mein Bruder lehnte sich todesmutig aus dem Fenster und wurde dabei nur an seinem Gürtel festgehalten. Eine blitzartige Bewegung, dann wurde die menschliche Angel eingeholt. Immerhin: Für einen kurzen Augenblick war unserer Katze die Welt zu Füßen gelegen. Unser Schornstein zählt sicherlich zu den höheren Punkten im Ruiter Tal. Gott sei Dank stehen in Bretten keine Wolkenkratzer! Denn kleine Stubentiger mit großen Träumen sind kaum von ihren Vorhaben abzubringen.

Philipp Neuweiler

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