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Herbsthimmel über Mainz | 2025

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Beyond

29. Dez 2025

Essays zum Jahresende 2025. Über Mitbewohnende, das Wundern, die Nepal-Europatour und den Regen.

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Das Jahr biegt in die Schlusskurve. Mit Rucksack und Notizblock ziehe ich meine Kreise durch die Altstadt, sammle die ein oder anderen Geschenke und wandere in Gedanken noch weiter: Immer wieder das Jahr auf und ab zu Erinnerungen, die aus dem Zeitfluss wie kostbare Kieselsteine hervorglitzern. Manche schon rundgeschliffen von der Fiktion. Andere noch rau und unbearbeitet, sodass sie sich dem Sinn entziehen.

Ich möchte gerne ein paar Schmuckstücke teilen, die ich für mich aus diesem Jahr schöpfe. Sind solche Erfahrungen nicht mindestens genauso kostbar wie materielle Dinge? Mit ihnen lässt sich zwar keine Wohnung einrichten – schon eher eine gedankliche Stube, die wir aufsuchen können, wenn das Leben mal wieder stürmischer wird und wir uns auf das zurückbesinnen, was uns wichtig ist.

Dieses Sinnbild habe ich schamlos von Michel de Montaigne geklaut – ein französischer Philosoph aus dem 16. Jahrhundert, der für seine Essays berühmt wurde. Sie beginnen mit einem wunderschönen Vorwort:

„[Liebe Leser,] Ich habe [in meinen Texten] gar keine Achtung auf deinen Nutzen noch auf meinen Ruhm genommen. […] So bin ich selber […] der einzige Inhalt meines Buches. Es ist nicht billig, dass du deine Muße auf einen so eitlen und geringfügigen Gegenstand verwendest.“ [1]

Auch mir bereitet es Vergnügen dem Dasein ein Schnippchen zu schlagen, indem ich es aus der Distanz betrachte. Ob ihr etwas daraus zieht, ist eure Sache. Es folgen jedenfalls vier Versuche, vier Essays, vier Gedankenspaziergänge, auf die ich euch einlade. Viel Freude mit den nachfolgenden Texten und euch allen einen glücklichen neuen Sonnenumlauf!

Inhalt

Über die Mitbewohnenden

In einer Szene aus dem Roman „Der Englische Patient“ von Michael Ondaatje ist von den Winden die Rede [2]. Sie ist inspiriert von einem Sachbuch von Lyall Watson [3] und entspricht einer absurden Aufzählung:

„Es gibt einen Wirbelsturm in Südmarroko, den aajej, vor dem sich die Fellachen mit Messern schützen. Es gibt den africo, der zuzeiten bis in die Stadt Rom vorgedrungen ist. Den alm, einen Fallwind aus Jugoslawien […] Es gibt andere, weniger konstante Winde, die ihre Richtung ändern, die Pferd und Reiter niederschmettern […] Den harmattan, der dahintreibt und sich schließlich selbst im Atlantik ertränkt. Imbat, eine Seebrise in Nordafrika. Einige Winde, die nur zum Himmel seufzen. […] Die den Boden entlangfahren wie eine Flut. […] Telefonmasten umstürzen, Steine und Köpfe von Statuen mit sich führen. […] Herodot überliefert den Tod mehrerer Heere, die vom simmom verschlungen und nie mehr gesehen wurden. Ein Volk war so erzürnt über diesen bösen Wind, dass es ihm den Krieg erklärte und in geschlossener Schlachtordnung hinausmarschierte, nur um rasch und vollständig beerdigt zu werden.“

Baumhaus in unserem WG Garten

Zwar verstehe ich weder etwas von Geschichtsschreibung noch Meteorologie. Dafür jedoch macht mich meine zwölfjährige Feldstudie zu einem erfahrenen Mitbewohnerologe. Und Mitbewohnende sind gewiss ebenso vielschichtig, bizarr und unberechenbar wie jene Naturspektakel:

Es gibt die Köche und die Handwerker – in beiden Fällen, diejenigen die’s können und die, die’s versuchen. Die, die mit Musical-Songs auf dem Ohr die Bude schrubben. Und diejenigen mit Putzdienst Amnesie. Die, die Bäume an Wände und das Firmament mit Leuchtfarben an die Decke pinseln. Es gibt die Backmeister und Suppen-Chefs, die Hash-Brownie-Fabrikaten. Es gibt die, die Anstandsreste übriglassen und Biokulturen züchten. Die, die mit Staubsaugern Fruchtfliegen massakrieren. Die Maden- und die Spinnen-Jäger und die von Spinnen gejagten. Die Fallen-Steller, wenn auf dem Dachboden die Mäuse los sind. Und die, die unsere Nicht-Miete-Zahler auf den Feldern aussetzen. Es gibt diejenigen, die dir Platz im Kühlschrank stibitzen. Die Spielwütigen und die Spülwütigen. Die, die so herzhaft lachen, dass es durchs Treppenhaus schallt. Diejenigen, die um 6 Uhr aufstehen und die, die um 6 Uhr ins Bett fallen. Die, deren nächtlicher Besuch nicht weiß, wie hellhörig die Wände sind. Und die, die den zweiten Stock in ein Rotlicht-Milieu verwandeln, weil unter Rotlicht ihre Hanf-Zöglinge besser gedeihen. Es gibt die Scherzkekse, die sich zum Spaß gegenseitig Türen aushängen. Oder Plastikaugen auf alle Geräte kleben, sodass aus der Spülmaschine die Spül-Sabine wird. Und aus dem Mülleimer der Müll-Reiner. Die, die dir nach Neujahr einen Tannenbaum von der Straße ins Zimmer stellen und die Küchenwand mit Robert Pattinson Fan-Poster vollkleistern. Die, die im Sommer draußen in ihrer Hängematte von Luft und Liebe leben. Die auf den Kran über dem Nachbarhaus deuten und dir erklären, dass seit wenigen Tagen dort ein Turmfalke haust. Die, die einen Kilo Würmer bestellen, den Garten retten und die, die den Tod über die heimische Flora säen. Es gibt die Baumhaus-Baumeister und die mit Höhenangst. Diejenigen, die die Nachbarskatze anfüttern und andere, die sie aus dem Haus scheuchen. Es gibt die mit den ePianos, den DJ-Pulten, den Tubas, Trompeten, Geigen, Ukulelen, Kalimbas, Gitarren, Pizza-Kartons und diejenigen, die diese Instrumente am Lagerfeuer zum Besten geben. Es gibt die, die ganze Jazz-Konzerte in ihren Zimmern veranstalten. Und die in ihrem Studium Leichen sezieren und dir beschreiben, wie es ist zum ersten Mal ein menschliches Auge in Händen zu halten. Es gibt die Mundräuber und die, die dem Sperrmüllgott huldigen. Die, die wissen, wie man einen Keilrahmen baut und ihn dann monatelang auf der Terrasse verrotten lassen. Es gibt die Farrad-Flickmeister. Diejenigen reich an Sekundenkleber, weil die Letzte Generation tubenweise übrighatte. Die, die im Garten mit Teelöffeln Weltkriegsbomben ausgraben, die sich zum Glück als uralte Stahlträger entpuppen. Und dann gibt es die, die wochenlang miefen, weil der Wasserzulauf draußen zur Waschmaschine im Winter gefroren ist. Es gibt die wagemutigen Wadenbeißer, die sich an die Ferse des Vermieters heften, um ihn zur Tat zu bewegen. Die Leidensgenossen, wenn die Zimmerecke Pelz bekommt oder das Haus von der Baustelle gegenüber erzittert. Die, mit denen du eine ganze Pandemie überstehen kannst und dabei noch deinen Humor bewahrst. Die, die einen eigenen Van ausbauen und im Sommer von Festival zu Festival pilgern oder monatelang durch die Weltgeschichte bummeln. Es gibt die, die Liebespaare werden und die, die sich trennen. Die, die ausziehen, aus deinem Leben verschwinden, die, die zu deinen besten Freundinnen und Freunden werden und die, die zurückkehren, zum Beispiel im März, wenn die Magnolie blüht. Es gibt die Kuschelmäuse, die Film- und Leseabende lieben. Die, die dich mit zerschlagenem Herzen zurücklassen. Und die, die es wieder zusammenflicken. Die, die für dich einkaufen oder kochen, wenn du krank bist. Und dir ihr Ohr und ihr Herz leihen, wenn dunkle Tage aufziehen. Die, die da sind, wenn du sie am meisten brauchst und für die du da bist, wenn sie dich brauchen.

Mitbewohnende haben augenscheinlich nicht so viel mit Winden gemeinsam. Aber auch sie fegen dir durchs Herz – manchmal sanft, manchmal rau und ungestüm – eben so, dass sie ihre Abdrücke hinterlassen, die du voll Wärme ins Gedächtnis schließt und nie vergisst.

Über das Wundern

Es heißt wir sind umgeben von endlosen Welten. Es gibt Astronomen, die sagen: „Schnappe dir einen Strohhalm, richte ihn auf das Sternenbild des großen Wagens und blicke hindurch als wäre es ein winziges Fernrohr.“ Mal abgesehen, dass sie dich auslachen, wirst du einen winzigen Teil der Unendlichkeit abmessen. Einen kosmischen Ausschnitt, in dem sich tausende Galaxien und in ihnen wiederum Milliarden Sterne tummeln. [4]

Bei diesem Bild muss ich an den lieben Balu denken, wie er nachts auf seiner kleinen Hotel-Veranda in Sarangkot sitzt. Einen Gast an seiner Seite und den guten Whiskey im Glas. Zwar hat er’s nicht unbedingt mit Strohhalmen, aber dafür mit den großen Fragen und liebt es mit seinem Blick im Panorama zu baden. Und davon hat er reichlich vor der Nase. Sarangkot ist ein kleines nepalesisches Hügel-Dorf. Eine Art Ausguck vor dem gewaltigen Annapurna Massiv. An klaren Tagen erstreckt sich hier die größte Gebirgsmauer der Welt: Der Himalaya.

Seit Balu denken kann hat er die Berge vor der Nase, kennt sie in allen erdenklichen Abend- und Morgenstimmungen, unter eiskaltem Firmament, in Wolkenkleider gehüllt oder in Nebelsuppe aufgelöst. Er kennt die Gebirgszüge, jeden noch so kleinen Schatten, der die zerklüfteten Felsen entlangkriecht. Er lebt von und mit diesem Bild und das Bild lebt in ihm. Und dennoch wird er sich nie sattsehen. „Weil sie mir immer noch etwas zu erzählen haben, die Berge.“ Das Panorama hat ihn nicht nur zum Hotelbesitzer gemacht, sondern zum Philosophen. Auf seiner Veranda vor dem Dach der Welt lauscht er dem Flüstern der Berggötter und lernt von ihnen die Ehrfurcht.

Dezemberhimmel über Mainz-Bretzenheim

Wann hast du dich das letzte Mal gewundert? Und damit meine ich nicht nur ein leichtes Stirnrunzeln. Nein, richtiges Wundern, dass dich aus trägen Gedankenflüssen reißt, bei dem du innehältst, vielleicht den Kopf leicht zur Seite neigst, die Augen weit und im Herzen eine kindliche Freude, die sich verbal Ausdruck verschafft über ein erstauntes „Wie ist das möglich?!“ oder einfach nur ein: „Oh!“

In Narvik, einem norwegischen Städtchen, habe ich zum ersten Mal Polarlichter gesehen. Ganz blass, kaum von den Wolken unterscheidbar und doch so, als würde jemand mit grüner Tinte ein paar Streifen ans Firmament pinseln … Es hat mich zu Tränen gerührt und zu Nackenstarre. Polarlichter sind die tanzenden Leuchtfahnen der Thermosphäre. Stelle dir die Erde als Boot vor und den Sonnenwind als Strömung, die am Bug, also unserem Magnetfeld abprallt, so entspricht das Kielwasser dieses Partikelstroms der Aurora, die an uns vorüberströmt. Es ist eine Sache etwas rational zu verstehen und eine völlig andere sie durch die eigene Erfahrung quasi „mit Herz und Seele“ zu begreifen.

Es gibt diese Szene aus Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter, wenn die kleine Ronja zum ersten Mal in ihrem jungen Leben die Räuberburg verlässt: „Vom Wald hatten sie gesprochen. Aber erst, als [Ronja] ihn so dunkel und verwunschen mit all seinen rauschenden Bäumen sah, begriff sie, was Wälder waren. Und sie lachte leise, weil es Flüsse und Wälder gab. Es war kaum zu glauben. Wahr und wahrhaftig, es gab große Bäume und große Gewässer und alles war voller Leben, musste man da nicht lachen?!“ [5]

Das Wunderlich-Wunderbare lässt uns erschauern, erstaunen, die Ordnung, welche wir uns für unseren Alltag im Kopf zurechtgelegt haben, hinterfragen. Einfach, weil es außer-ordentlich ist, was wir da sehen. Das Universum schleudert uns eine Tatsache an den Kopf und der Kopf antwortet mit Fragen, wie es das englische „to wonder“ treffsicher formuliert. Wundern heißt sich an jenem gedanklichen Ort aufzuhalten, wo sich Wissen und Nicht-Wissen die Hand reichen. Ein Garten, in dem Verwirrung gesät und Erkenntnis heranreift.

Schon die alten Griechen wussten, dass das Wundern den Anfang aller Philosophie bildet. Wundern heißt über den eigenen Horizont blicken. Ähnlich, wie es bei Flammarions Holzstich [6] der Fall ist: Die Illustration aus dem 19. Jahrhundert zeigt einen Wanderer am Weltenrand. Genauer gesagt ist es ein Mensch, der auf allen Vieren den Kopf aus der gewaltigen Käseglocke steckt, die die gesamte bekannte Welt darstellt. Der Horizont ist hier eine Linie und nichts Unerreichbares. Das Bekannte verschmilzt hier mit dem Unbekannten.

Stelle dir eine Ameise vor, die vom Wald nichts weiter kennt als zweidimensionale Duftstraßen. Gerade klettert sie ein paar morsche Zweige hinauf, um ihre Blattläuse zu melken. Da schlägt ein Vogel zu, krallt sich den Ast für den Nestbau und befördert sie hinauf über die Baumwipfel. Mit einem Mal begreift unsere Fabel-Ameise die schiere Größe des Waldes, der sie schon ihr ganzes Leben umgibt. Die Welt ist zwar die alte geblieben und präsentiert sich doch in neuen Verhältnissen. Maßstäbe, die ihren Verstand übersteigen. Und nicht nur die Welt fügt sich neu zusammen, auch ihre eigene Relation darin.

Auf unserer Wanderung hinauf zum Annapurna Base Camp begleitete uns das stetige Brausen des Modi Khola. Das ist ein Gebirgsfluss, gespeist aus den umliegenden Gletschern. Mit einem Male wurde mir klar, wie viele tausende Kilometer dieser Fluss noch zurücklegen wird: Erst wird er sich mit dem gewaltigen Gandaki vereinen, der den Himalaya spaltet, dann in den Ganges strömen und sich von dort irgendwann – Asche und Mikroplastik gesättigt – in den indischen Ozean ergießen, ehe er zur Wolke wird und eine neue, rätselhafte Reise antritt.

„Die Augen erschraken“, schreibt Erich Kästner, „doch es war ein heiliger Schrecken. Und Tränen trübten den ersten Blick ins Unendliche, das selber keine Augen hat. [Denn] das Meer war groß und blind, unheimlich und voller Geheimnisse.“ [7]

Ebenso erinnere ich mich an die Negev-Wüste: Eine gigantische Herdplatte aus Gestein, die dich röstet wie ein armseliges Insekt, das sich in einem Glutofen verirrt hat. Der Jordan-Graben erstreckt sich endlos vor dir und dennoch ist es so still, dass du dein eigenes Blut im Ohr pulsieren hörst. Die schiere Leere dieses toten Landes äußert sich in einer für mich bis dato unbekannten Stille. [8]

Ein anderes Mal sind es Dinge, die sich scheinbar im Landstrich verirrt haben: In Mustang, was in diesem Fall kein Pferd ist, sondern eine Region in Nepal, die im Regenschatten des Himalayas ruht – jedenfalls in jener staubtrockenen Bergzone haben wir versteinerte Muscheln gefunden. Sogenannte Shaligram. Diese schwarzen Ammoniten, deren Plastik-Fake-Varianten ahnungslosen Touristen als Glücksbringer angedreht werden, sind Zeugen des Tethys-Ozeans. Dessen Meeresboden wurde beim Aufprall von Indien auf Eurasien hier hinauf auf über dreitausend Höhenmeter gedrückt. Auch die Erdgeschichte produziert also Glückskekse beziehungsweise -krebse. Sie braucht dafür nur ein paar Millionen Jahre.

Wieder ein anderes Mal ist es der Mangel von etwas Wesentlichem, der zum Staunen führt. Kyle Sullivan, ein Dokumentarfilmer aus Alabama, hat mir einst von seiner Reise in die Antarktis [9] folgendes erzählt: „Es sind fast außerweltliche Erscheinungsformen, die Eis annehmen kann. Zwar war ich nur einen Monat von Eis umgeben, doch das allein reichte, um kuriose Effekte zu erzeugen: Als wir bei unserer Rückkehr nach Tierra del Fuego das erste Mal wieder einen Baum sahen, da wirkte dieser wie ein Fremdkörper. Stelle dir nur vor, wie das ist nicht mehr zu wissen, was Bäume sind. Ich sah sie mit völlig neuen Augen.“

Manchmal frage ich mich, ob das Wundern nicht die einzige angemessene Haltung ist, um der Welt zu begegnen. „Die Erde ist nichts als ein ewiges Auf und Ab“, kritzelte Montaigne vor 440 Jahren bei Kerzenschein, „Alles darin wankt und schwankt ohne Unterlass. Der Globus, die Felsen des Kaukasus und die Pyramiden Ägyptens schwanken mit dem Ganzen und in sich. Selbst die Beständigkeit ist nur ein verlangsamtes Schaukeln.“ [10]

Ob ihm klar war, dass er sich in jener Stunde der Niederschrift mit etwa 1.000 Kilometer um die Erdachse gen Osten drehte? Dass zeitgleich die Erde mit fast dreißig Kilometern pro Sekunde um die Sonne saust und diese wiederum mit 220 Kilometern je Sekunde um ein schwarzes Loch im Zentrum unserer Milchstraße?

Inzwischen können wir das Wanken und Schwanken über Jahrmillionen zurückverfolgen – bis zu Aufnahmen kurz nach dem Urknall. Am Südpol steht ein Teleskop inmitten einer Wüste, geformt aus Wasser. Hier werden Bilder von der kosmischen Hintergrundstrahlung geschossen. Ein Zeugnis aus den frühen Jahren des Universums, als die Zeit gerade erfunden worden war. Es gab gewiss viel zu bestaunen, aber niemand der oder die staunen konnte.

Es braucht also zum Wundern erstens ein Bewusstsein, das erkennt, das empfindet, das sich Fragen stellt. Zweitens, ein Ding, ein Phänomen, ein Ereignis, über das du staunen kannst. Es braucht, drittens, einen bisherigen Erfahrungsraum. Stichwort Käseglocke. Die zweidimensionale Ameisen-Alltagswelt. Und schließlich als vierte Zutat eine neue Relation, ein Maßstab, eine Dimension, die die Grenzen des Gewohnten sprengt.

Carl Sagen hat folgendes Bild über die Geschichte der Zeit entworfen: Mal angenommen die rund 13,8 Milliarden Jahre, die das Universum nun schon existiert, werden auf ein Kalenderjahr übertragen: Der Urknall wäre also an Neujahr um null Uhr und unser jetziges Leben an Silvester zu Jahresende. In diesem kosmischen Kalender entspricht eine Sekunde etwa einem Zeitintervall von 500 Jahren [11]. Die ersten menschlichen Vorfahren tauchen erst am 31. Dezember auf – 90 Minuten vor Mitternacht. Das entspricht etwa 2,7 Millionen Jahren. Alles, was wir aus den Geschichtsbüchern kennen, jede historische Persönlichkeit tummelt sich in den letzten zehn Sekunden vor Mitternacht. Sprich: Die vergangenen 5.000 Jahre.

Vielleicht zeigt sich hieran, was eng mit dem Wundern verknüpft ist: Die Stimme, die sagt: Du bist nur eine winzige Kerzenflamme im Ozean der Dunkelheit. In der „Per Anhalter“ Romanreihe [12] gibt es einen Folterapparat, der Figuren über das Bewusstwerden der eigenen kosmischen Nichtigkeit umbringt. Daneben gibt es auch das Wundern im Angesicht von unvorstellbarem Grauen. In einer ihrer eindrücklichen Reportagen, schildert Martha Gellhorn die Zustände im Konzentrationslager Dachau, kurz nach der Befreiung im Mai 45. Ihre Schilderungen beginnen in einem Flugzeug, als sie Deutschland verlässt: „Niemand schaute aus dem Fenster […]. Niemand wollte Deutschland jemals wiedersehen. […] ‚Niemand wird uns glauben‘, bemerkte ein Soldat. Alle stimmten dem zu. […] Einer der Männer sagte plötzlich: ‚[Aber] wir müssen davon sprechen. Wir müssen davon sprechen, ob uns nun jemand glaubt oder nicht.‘“ [13]

Auch Ideologien missbrauchen das Wundern: Dann staunen wir zwar, doch machen uns blind und abhängig von den Meinungen anderer, entziehen uns dem wirklichen Wundern, das ich durch eigene Anschauung belegen oder widerlegen ließe. Wahres Wundern heißt „ent“-täuscht – also Täuschungen zu durchbrechen, um zu mehr Einsicht zu gelangen. So schreibt Erich Fromm, es bedeute „durch die Oberfläche zu den Wurzeln und damit zu den Ursachen vorzudringen, […] kritisch und tätig nach immer größerer Annäherung an die Wahrheit zu streben.“ [14] Wir lassen uns nicht von den Gedanken anderer einschnüren, sondern hinterfragen unsere eigenen Vorstellungen. So steht es im klaren Gegensatz zum Schubladen-Denken, zur Abstumpfung und gleichgültigen Hinnahme irgendwelcher Behauptungen. Für mich führt echtes Wundern zu Gleichmut. Alltägliche Probleme wirken nichtig und wesentlichere Fragen treten zum Vorschein: Was ist wichtig in meinem Leben?

Vor wenigen Wochen hat mir mein Großvater zum Beispiel vom Einmarsch der französischen Armee erzählt, die er als junger Knabe von fast elf Jahren miterlebt hat. Die Familie samt Nachbarschaft hatte im Keller der Bäckerei des Onkels Zuflucht gefunden, als eine Granate durchs Fenster sauste, den Wäscheschrank zerschmetterte, um schließlich in der Decke des Gewölbekellers stecken zu bleiben. Der Zünder war beim Aufprall noch hinausgefegt und hatte dem armen Nachbarmädchen einen Finger abgeschlagen. Doch war das Geschoss eben nicht hochgegangen, sonst gäbe es meinen Großvater nicht und mich auch nicht. Als ich diese Geschichte Sumit erzählt habe, einem befreundeten Schauspieler aus Kathmandu, da meinte er: „Stell dir nur vor, was für ein Schmetterlingseffekt! Wäre das Ding explodiert, wärst du nie nach Nepal und wir hätten die Europatour nicht gemacht. So vieles wäre anders gekommen.“ In dieser Relation habe ich das noch nicht betrachtet und natürlich spielt noch weitaus mehr Zufall eine Rolle. Betrachtet man allein die Nahtoderfahrungen der eigenen Vorfahren, die von ihrer Zahl her unermesslich sein muss, je weiter du die Verästelung seiner Ahnen zurückschreitest, so grenzt es an ein schieres Wunder, dass du heute hier sitzt und atmest und lebst und dir solche Fragen stellst.

Und ja, ich glaube, dass wir uns in Freude und freudvollem Staunen üben können, wenn wir der Neugier mehr Platz einräumen. Ich kann Newgrange, ein Höhlengrab etwas nördlich von Dublin, als einen Haufen Steine und Erde betrachten. Oder ich erkenne die Spuren menschlichen Bewusstseins vor über fünftausend Jahren, also zehn Sekunden auf dem kosmischen Kalender. Denn bereits damals wussten unsere Vorfahren den Lauf der Sonne so zu deuten, dass einzig zur Wintersonnenwende am 21. Dezember sich ein Lichtstrahl in die Grabkammer verirrt und eine spiralförmige Steingravur beleuchtet. Meine Vorstellungskraft darf ihre Flügel entfalten.

Ähnlich verhält es sich, wenn ich einen alten Baum betrachte – sagen wir eine Zeder. Dann sehe ich nicht nur Stamm und Äste, sondern habe auch eine Vorstellung vom Wurzelwerk zu meinen Füßen, begreife, wie dieser Organismus sich zwischen zwei Sphären verzweigt. Vielleicht weiß ich, dass sich durch das Holz dieses Baumes die ersten Hochkulturen hinaus aufs Meer gewagt haben – die Phönizier. Und noch immer gibt es im Libanon über zweitausend Jahre alte Zedern, die auf der Flagge des Landes abgebildet sind. Diese Geschichte wurde mir erzählt, als ich mich neulich in einem libanesischen Imbiss nach dem Wappen erkundigt habe.

Wir sollten das Wundern als etwas Schönes begreifen, um nicht abzustumpfen. Ich liebe das Spiel durch die Gassen zu flanieren, sich vorzustellen ein Reisender aus einer anderen Zeit zu sein. Voller Fragen, was dies alles soll, wohin die Menschen strömen, was es mit diesen kleinen Displays auf sich hat …

Ich denke an meine kleine Nichte, wie sie fasziniert all den Flugzeugen nachschaut, die sich über unseren Köpfen in der Einflugschneise einreihen. Kinder sind die besten Lehrmeister, wenn es ums Staunen und Neu-Entdecken geht. Und natürlich können wir auch Üben, indem wir wieder mehr Fragen stellen. Welche Farbe hat ein Sonnenuntergang? Orange? Rot? Auf dem Mars ist er blau wegen der Lichtstreuung an den Staubpartikeln. Am Südpol dauert der Sonnenuntergang mehrere Wochen und kommt nur einmal im Jahr vor. So umkreist im März die Sonnenscheibe die Amundsen-Scott-Station täglich um 360 Grad. Weil es wegen der Kälte an diesem Ort ungemein trocken und klar ist, kann kurz vor ihrem endgültigen Verschwinden ein grüner Blitz beobachtet werden – ein wenige Sekunden dauerndes, grünes Aufleuchten …

Oft sind es die banalsten Fragen: Woher kommt das Wasser in meinem Tee, das mal Grundwasser und davor eine Wolke war, die über die Länder zog. Die Buddhisten sprechen von Vipassana, der Einsicht, dass sich alles in der Welt stetig verändert. Dass ein Mensch aus lauter Nicht-menschlichen Bestandteilen zusammengesetzt ist. Es kann nicht schaden beim Anblick eines Schreibtischs an die Bäume zu denken, aus denen er hergestellt wurde. Vielleicht würde man das als Tagträumereien abtun. Doch erscheint mir das Leben mehr daher geträumt, wenn Tische unhinterfragt aus IKEA-Hallen hervorsprießen. Weitsicht bedeutet weiter zu sehen als das unmittelbar vor unserer Nase bzw. weiter als einen Mausklick entfernte. Doch muss ich mich dabei an meine eigene Maus fassen …

Balu hat mir mal eine Geschichte über den Buddha erzählt. Dieser habe nach tagelanger Meditation unter dem Bhodi-Baum schließlich eines der Blätter betrachtet und darin das ganze Universum erkannt: Ein Blatt, dass ohne den Baum, ohne die Sonne, ohne das Wasser und die Nährstoffe aus dem Boden, ohne die umgebende Luft nicht existieren würde. Das Blatt ist da, weil die Welt da ist. Und die Welt erscheint, weil sie ein Bewusstsein erlebt. So heißt es in einem Gedicht von William Blake: „To see a world in a grain of sand and a heaven in a wild flower, hold infinity in the palm of your hand and eternity in an hour.” [15]

Und einmal mehr sehe ich den alten Balu, die Berge, das Sternenzelt … und ein großes Geheimnis, was dies alles miteinander verknüpft. Wundern – vielleicht die erste, vielleicht die älteste der menschlichen Tugenden. Die Welt weitet sich ins Unermessliche und unsere Fantasie ist bereit – mit oder ohne Strohhalm – in sie einzutauchen.

Über das mögliche Unmögliche

Theater lehrt dich Unmögliches zu wagen. Vermutlich trifft das auf jede Leidenschaft zu. Unmöglich ist etwas mindestens solange du es nicht als Möglichkeit in Erwägung ziehst … Wir dachten, es sei möglich ein Live-Hörspiel unter Tage aufzuführen. In einem Kupferbergwerk mit knapp 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Es wäre möglich in einem Kino ein Hörspiel zu zeigen. Mit dreidimensionaler Soundkulisse, obgleich die Leinwand sechzig Minuten dunkel bleibt. Beides war auch möglich und herausfordernd. Das Projekt dieses Jahr sollte jedoch alles in den Schatten stellen.

Es begann mit viertausend Euro Schulden. Wir dachten es sei möglich acht Theaterkünstler:innen aus Nepal nach Europa einzuladen. Meine Hoffnung lag gänzlich auf dem großen Fördertopf des Goethe-Instituts. Doch flatterte genau ein Monat vor Tourstart die Absage herein. Der Plan stand, die Zusagen für die Spielstätten in Deutschland, Dänemark, Schweden. Selbst das Visum war bewilligt. Nur das Geld, das fehlte.

Ankunft in Mainz am 9. Juli 2025

Krisen Call zwischen mir und Yubaraj, dem Regisseur des Shilpee Theaters. Ich hatte alles durchkalkuliert: Selbst mit minimalen Kosten wäre die Tour ein finanzielles Desaster. Yuba sah es anders: „So eine Chance bekommen wir vielleicht nur einmal im Leben. Wir werden einen Weg finden. Und jetzt sind die Flugtickets ohnehin schon gebucht.“

Versetzt euch einmal in die Lage in einem Land zu leben, in dem ihr monatlich vielleicht 110 Euro verdient. Würdet ihr euer gesamtes Jahreseinkommen für einen Hin- und Rückflug investieren? Würdet ihr in ein Land reisen, in dem alles fünfmal teurer ist? Solange die acht Künstler:innen in Europa nichts einnehmen – über Tickets, Spenden, Förderungen – beutet sie das System aus. Das ist die bittere Wahrheit, die hinter dem sogenannten Globalen Norden und Süden steckt.

Yuba hatte entschieden, das Goethe-Institut hatte abgesagt, doch das Spiel war noch nicht vorbei. Ein paar kleinere Förderungen unterstützten uns bereits und den Rest würden wir improvisieren. Crowd-Funding blieb die einzige Option und ich würde versuchen möglich zu machen, was ich möglich machen konnte. Warum? Weil ich mich in diese Künstler-Gruppe verliebt habe. Weil ich ihren Wagemut ihre Intention bewundere. Theaterspielen, um soziale Veränderungen zu bewirken. Ein Umdenken anzustoßen.

In Nepal ist es so, dass junge Frauen, die ihren Vater nicht nachweisen können oder möchten keine Staatsbürgerschaft erhalten. Hierzulande kaum vorstellbar. Yuba hat ein Stück geschrieben, um darauf aufmerksam zu machen. Es ist eine Geschichte, die der Gruppe sehr nahesteht. So ist auch die Hauptdarstellerin ohne Vater aufgewachsen und musste viele Jahre in ihrem Geburtsland darum kämpfen eine Bürgerin wie alle anderen zu sein …

In der Vergangenheit ist es schon passiert, dass Musiker:innen und Bands aus Nepal nach Europa gereist sind. Allerdings noch kein Ensemble dieser Größe. So traf der Leitspruch der Tour ziemlich genau zu: „Beyond the boundaries“ – „über die Grenzen hinaus“. Immer mehr entpuppte sich das Projekt für mich zum Ausdruck dessen, was Kunst bewirken kann: Menschen aus verschiedensten Kulturen zusammenbringen. Es war mehr als ein gelebtes Hobby – es war ein Weg, um zu überleben in einer Welt, die von Kriegen und Krisen auseinandergerissen wird.

So wurde ich eine Art nepalesischer Tour-Manager und kommunizierte mit allen Beteiligten. Großartige Theatermenschen aus der freien Szene in Freiburg, Köln, Wiesbaden, Mainz und Frankfurt. Eigentlich absurd, dass gerade die freie Szene – die mit dem wenigsten Geld – Mittel und Wege fand. Wäre die Gruppe zu einem anderen Zeitpunkt gekommen, hätten sie womöglich im Staatstheater spielen können. Doch im Juli war überall Sommerpause.

In Stockholm fragte mal jemand aus der Gruppe nach ein paar Kronen Wechselgeld, was ein gewitzter zehnjähriger Junge spitzbekam: „Ihr habt keine Kronen dabei? Wie wollt ihr Reisen ohne Kronen in der Tasche?!“ Wir mussten loslachen und meinten nur: „Exzellente Frage. Wenn du der auf den Grund gehst, verstehst du so manches.“

Der Deal war, dass jede Location sich um die Anreise per Bahn kümmerte, die Mobilität und Logistik vor Ort, die PR, die Verpflegung der Gruppe, die Bühne und die Unterbringung. Wir nächtigten also in Gästezimmern, in Häusern, deren Besitzer:innen gerade im Urlaub waren, auf Matratzenlagern, in Containern und sogar freigefegten Kinderzimmern. So lernten die Gruppe mehr über Land und Leute als manch ausländischer Superstar, der in Hotel-Parallelwelten untergebracht wird. In Freiburg organisierten Anita und Marcello zum Beispiel acht Fahrräder. Auch beim Essen konnten wir raffiniert sparen, indem große Portionen Dal Bhat gekocht wurden – Linsen, Reis und Curry. Logistisch fand sich immer wer mit Auto, um einige der schweren Taschen von A nach B zu karren. Es waren immerhin zwei Bühnenbilder plus Privatgepäck, die durch halb Europa geschleppt wurden.

Die vollgestopften PKWs. Die ICE-Türen, in die wir Gepäckstücke in letzter Minute hineinwarfen, bis sich kaum wer die Gänge hindurchquetschen konnte. Einige der Shilpees waren bereits reiseerprobt und trugen leichtes Rucksackgepäck. Andere schleppten sich mit ihren Rollkoffern zugrunde. „Da habe ich wohl einen Fehler gemacht“, meinte Suhana schief lächelnd, als wir ihren backsteinschweren Trolley über Bordsteine wuchteten.

Es gab physische, finanzielle und bürokratische Hürden: Wenn du als Deutscher nach Nepal reist, zahlst du knapp fünfzig Euro am Flughafen und darfst das Land für neunzig Tage nach Lust und Laune bereisen. Wenn du wiederum als Nepalese nach Deutschland kommst, musst du einen Stapel Unterlagen vorweisen: Einladungen von allen Orten, an denen du dich aufhältst. Außerdem zahlst du keine fünfzig, sondern neunzig Euro.

Tatsächlich hat einer der Künstler unterwegs seinen Reisepass verloren, was jedoch dank Ram und seiner Kontakte zur nepalesischen Botschaft innerhalb kürzester Zeit geregelt werden konnte. Zudem hatte der Generalkonsul das Stück in Köln gesehen und war so beeindruckt von der Tour, dass er die Kosten für den Ersatzpass selbst übernahm.

Ich fragte mich, wie viele Menschen wohl zu einem Theaterstück in Nepali erscheinen würden. Die Story bezieht sich sehr auf das Leben von Siddhartha Gautama. Hierzulande bekannt als „der Buddha“, aber natürlich mangelte es den meisten an Kontext. Ich schrieb eine kleine Einführung und übersetzte eine Woche vor Tourstart das gesamte Stück aus dem Englischen ins Deutsche. Es kam mir wie Stille Post vor und ich hatte die Befürchtung, dass es sich noch weiter vom Original entfernen würde.

In Köln machten wir dann die Probe aufs Exempel: Eigentlich wollten wir englische und deutsche Untertitel gleichzeitig projizieren, doch war technisch nur eines möglich. Zwanzig Minuten vor Showbeginn kamen Yuba und Anup auf mich zugestürmt: „Kannst du dir vorstellen die Untertitel zu fahren?“ Bei mir stieg sofort der Adrenalin-Pegel. Ich verstand ja kein Wort von dem, was auf der Bühne gesprochen wurde. Sozusagen ein Untertitel-Blindflug ohne vorherigen Durchlauf. Andererseits kannte ich Inhalt und Rhythmus des Stücks. Anup saß direkt neben mir und konnte mir auf Englisch erklären, wo wir uns befanden, sollte ich den Faden verlieren. „Gut, lass es uns versuchen.“ Es klappte und ab einem Punkt kam es mir sogar fast so vor, als würden sich Sumit und Pabitra auf der Bühne in Deutsch unterhalten.

Bei den stetig wechselnden Bühnen waren auch technische Hürden unvermeidbar. Die Gruppe hatte einen Beamer im Gepäck, der sich an jedem Ort anders verhielt und Stunden an Zeit fraß. Bühnengrößen und Equipment unterschieden sich ebenfalls. Mal wurde Open Air ohne Licht gespielt. In Odense hatte Rabin über dreißig Scheinwerfer zur Verfügung, in Stockholm nur fünf armselige Profiler. Mal konnten Lichttraversen am Boden bestückt werden. In den meisten Fällen wurde jedoch in schwindelerregender Höhe gearbeitet. Mir wurde schwummrig, wenn ich nur am Boden stand, die Leiter stützte und mit ansah, wie Rabin sich über mir von A nach B hangelte.

Einmal da fiel ein ganzer Prospektzug aus – das sind fahrbare Stangen an denen Lampen, Bühnenelemente und Vorhänge befestigt werden. Das Teil hing mitten im Bühnenbild und rührte sich nicht mehr. Auch hier kam es zu waghalsigen Reparaturen – vier, wenn nicht sogar fünf Meter über dem Boden. Das schweißgebadete Gesicht eines lieben Freundes, der nach oben geklettert war und beiläufig erwähnte, er habe Höhenangst. Sein Wille die Show zu retten war größer und führte letztlich zum Erfolg.

Natürlich begleitete uns auch stetiger Schlafmangel. Ergaben sich ein oder zwei Pausentage, wurden diese mit Sightseeing gefüllt, was nicht unbedingt erholsam ist. Reisen, Aufbauen, Spielen, Abbauen, Weiterreisen, wieder aufbauen – es ging mit der Zeit auf die Knochen und jede noch so kleine Pause wurde genutzt, um den fehlenden Schlaf zu kompensieren. Nur Yuba gehört zu jener Sorte Übermenschen, die mit vier Stunden Schlaf auskommen und voll funktionsfähig bleiben. Die meisten Tage waren wir fast 24/7 aufeinander. Je nach Ort passt wir uns dem Rhythmus an. Doch echte Stille, echtes zur Ruhekommen fand sich kaum.

Auf solche Art zu reisen, hältst du auf Dauer nicht durch. Doch das Wissen um den Ausnahmezustand, dass du es nur gemeinsam schaffst, schenkt dir ungeahntes Durchhaltevermögen. Dieses Projekt wäre nicht möglich ohne die zahlreichen Menschen, die überall mitanpackten. Ich hätte auch nie mit so vielen Spenden gerechnet. Kleinere von fünf oder zehn Euro, aber auch immense Einzelbeträge. Einer zum Beispiel über 800 Euro.

Die Leute freuten sich an diesem verrückten, interkulturellen Projekt mitzuwirken. Ein Teil gehörte zu meinem Dunstkreis, die in den letzten Jahren meine Nepal-Reisegeschichten gelesen hatten. Ich hatte über meinen Blog – ohne es zu beabsichtigen – eine Community geschaffen, die uns Rückhalt gab.

Was mich ebenfalls zu Tränen rührte, war meine Großmutter Ruth, die im Juli ihren Neunzigsten feierte. Statt Geschenken wünschte sie sich von ihren Gästen, dass sie sich an der Spendenaktion beteiligten. Allein darüber kamen über 1.500 Euro zusammen. Yuba schrieb aus Dankbarkeit ein Gedicht, das ich auf der Feier verlas. Ich bin so frei es wiederzugeben:

„Meine Großmutter hat immer gesagt:
„Dieser Körper besteht aus fünf Elementen.“
An einem Morgen, als sie sanft durch mein Haar strich, da hat sie gesagt:
„Die ganze Welt ist Teil deines Körpers.
Du hast Wasser in dir, Feuer, Luft, Erde und den ganzen Himmel.
Auch das Glück so vieler Menschen kommt in dir zusammen!“

Auch du bist die ganze Welt, Großmutter
Über deine Liebe vereinst du so viele Welten
Du magst zwar keinen Einfluss haben auf Geburt und Tod
Aber Einfluss darauf Liebe zu geben
Durch dich, gibt es auch diese Familie
Durch deine Fürsorge sind wir voller Liebe
Durch deinen Gesang, haben so viele den Rhythmus des Lebens gefunden!
Wie die Sonne, schenkst du mir Wärme aus weiter Ferne.
Wie der Wind, berührst du mich sanft.

Du bist immer bei mir
Wie der Himmel über mir
Verbreitest Licht wie Feuer
Wer bist du, Großmutter?
Du bist in meinem Herzen, wie die Liebe.

Ich habe gehört, dass es dich gibt.
Ich habe gehört, dass du Geburtstag hast.
Alles Gute zum Geburtstag, liebe Großmutter.

Viele der Gäste hatten diese Worte zu Tränen gerührt. Der Geburtstag lag genau zwischen der Aufführung in Wiesbaden und Mainz, doch irgendwie schaffte es mein Körper trotz Schlafmangel alles wacker mitzumachen.

Bist du mit Menschen unterwegs, so treten ihre Charakterzüge immer klarer zum Vorschein: Wer wacht als erstes auf, wer als letztes? Wie sind die Sitzordnungen? Die Körperhaltungen? – Ich liebe die Art, wie in Nepal Wasserflaschen getrunken werden. So, dass die Lippen den Flaschenhals nicht berühren. Mehrmals mussten wir Ensemble-Mitgliedern vor Bussen retten. In Nepal wird ständig gehupt und der Verkehr hier ist im Vergleich dazu fast geräuschlos. Es gibt in Kathmandu auch keine Bahn. Niemals würdest du das Wasser aus dem Hahn trinken. Und in der Öffentlichkeit wird sich auch nicht geküsst.

Ähnlicher zu unserer Kultur ist die Liebe zum Kaffee. Pabitra entpuppte sich als Coffein-Überlebenskünstlerin. Ganz gleich welchen Ort wir ansteuerten, überall sondierte sie ihr Umfeld und fand, wonach sie suchte. Gepresst, aufgebrüht, gefiltert, instant – da war sie nicht wählerisch. Hauptsache schwarz und stark genug, um Tote zu wecken.

Ich habe auch gelernt, wie sich Nepales:innen die Ohren putzen: In Parks hielt plötzlich wer inne, hob eine Feder auf. Erst dachte ich, um sie zu sammeln. Doch dann wurde sie zurechtgerupft und als Ohrenstäbchen verwendet. Ein Anblick bei dem ich immer loslachen musste.

Irgendwann tauchst du in die Sprache ein: Wenn dich friert – was Nepales:innen leicht passiert, wenn sie in nordischen Ländern unterwegs sind – dann äußert sich das über ein klagendes „Atzuuuu!“. Glühwürmchen heißen auf Nepali जुनकिरी (Junkiri), wegen जुन (Jun), dem Mond, und किरी (kiri) Insekt. Also Mondinsekten. Wenn du dich müde hinfläzt, wurde das oft mit einem शान्ति (Santiiii) unterstrichen. Es bedeutet „Frieden“ und ist wohl eine Eigenart der Gruppe. „Dscham!“ heißt so viel wie „Auf geht’s!“ Aus dem Deutschen klauten wir uns „Dankeschön“ beziehungsweise „Dankesöön“. Das Deutsche „Sch“ und „R“ aus dem Kehlkopf gibt es in Nepali nicht. Dafür wird dort zwischen vier Arten D und T unterschieden.

Vom Schwedischen übernahm ich „Lagom“, was so viel heißt wie: „Genau die richtige Menge“. Nicht zu viel, nicht zu wenig – einfach „lagom“. Wenn du auf Nepali sagst, dass du müde bist, sagst du „nindra lagio“. „Müdigkeit erscheint“. Die Emotion ist kein Objekt in uns, mehr eine eigenständige Erscheinung, die dich „übermannt“. Sehr praktisch ist auch das Zeichen für: „Ich muss aufs Klo“. Du hebst den kleinen Finger, dann wissen alle Bescheid.

Einmal hat mir Sumit erklärt, was „Mitzu“ heißt. So nennt er seinen besten Freund Rabin. „‚Mit‘ bezeichnet eine ungemein enge Freundschaft zwischen zwei Männern. Einem ‚Mit‘ gegenüber sagst du immer die Wahrheit, du bist immer für ihn da. ‚Zu“ ist ein Ausdruck der Ehrerbietung, des Respekts. Ein ‚Mitzu‘ ist also ein Freund, dem du über alle Maße vertraust.“

Ein anderes Mal da erwiderte Suhana lächelnd: „So you are a lucky gai.“ Ich dachte erst an das englische „guy“, also „Typ“. Doch sie meinte das Nepali-Wort गाई (gai), was „Kuh“ bedeutet. Anup erklärte: „In Nepal verehren wir ja Kühe. Wenn wir „Kuh“ zu jemandem sagen, ist das etwas sehr Liebevolles und bedeutet so viel wie „sehr freundlicher Mensch“. Ein großes Kompliment also.“

Rabin laß mir einmal eine Kurzgeschichte auf Nepali vor. Er entschlüsselt mir die Devanagari-Zeichen und vor meinen inneren Augen breitet sich die Welt einer Geschichte aus. Dieser Moment war sinnbildlich für die gesamte Reise: So viele Lebensgeschichten breiten sich wie Bücher vor uns aus. Einige blieben kryptisch. Bei anderen erhaschst du Fragmente. Und wieder andere eröffnen dir einen Kosmos. Und du staunst, wie ungeheuer vielfältig das Leben spielt.

Ich verstand immer besser welche Schatten und Hoffnungen alle mit sich trugen. Das unsichtbare Reisegepäck, gewebt aus Ängsten, Träumen. Als sich bei einem Abendspaziergang die Sterne herausschälten, da sprach Sumit davon, dass er in einem Dorf ohne Elektrizität aufgewachsen sei: „In den Nächten hatten wir den endlosen Sternenhimmel über uns. Bis vor wenigen Jahren der Fortschritt kam. Sie brachten uns Strom auf Kosten der Sterne, die mit der Lichtverschmutzung verschwanden. Jetzt lebe ich in Kathmandu – eine Stadt, die an vielen Tagen so zugesmoggt ist, das man kaum noch den Mond erkennen kann.“

Einmal erzählte mir Pabitra von ihrem großen Traum: Sie möchte in ihrem Heimatdorf ein eigenes Theater aufbauen, mit Stücken über Gender-Themen. Sie möchte darüber Normen und patriarchale Vorstellungen aufbrechen. Unterdrückung mit Kunst entgegenwirken.

Während eines Theaterworkshops führte Yuba dazu einmal eine Übung durch: Ich lag auf den Bauch, er hielt mir die Arme fest und ich sollte mich freiwinden. Kein Problem. Bei der nächsten Runde kam ein weiterer Mensch dazu, der meine Füße umklammerte. Ich kämpfte mich frei, doch war es bereits deutlich schwerer. Irgendwann drückten mich vier Menschen nieder und ich spürte zum ersten Mal, was es heißt, vollkommen bewegungsunfähig zu sein. Machtlos ausgeliefert. Forumtheater dient nicht der Unterhaltung. Es ist eine Methode um zu Politisieren. Um Unterdrückung sichtbar zu machen.

Es gab auch eine Person im Ensemble, die sich unterwegs verliebte. Nach dem Abschied saß sie für mehrere Tage tief betrübt, schweigsam. Ich bot ihr an zu reden. Niemand konnte ihr den bittersüßen Schmerz nehmen. Es war ebenfalls Teil der Reise. „Hasnu“ und „Runu“. Das heißt: „Weinen“ und „Lachen“.

„Was machst du, wenn du mal traurig bist?!“ Pabitra hatte mich das gefragt, als wir in Stockholm durch einen der vielen Parks flanierten. Die Frage kam überraschend. Wie etwas Schweres – gar nicht passend zu dem herrlichen Sommertag. „Ich vermute Kunst. Ja, Kunst ist glaube ich meine liebste Coping-Strategie. Auch Freunde treffen. Und Wandern gehen. Raus in die Natur.“ Sie nickte – es geht ihr ähnlich. Und ich verstand, dass wir uns gerade eine Erinnerung schufen. Diese Reise war voller leuchtender Erfahrungen, auf die du später zurückschaust in den grauen Wintertagen.

Ich kann auflösen, dass wir uns in kein finanzielles Fiasko gestürzt haben. Allein über die Spendenaktion kamen über 6.000 Euro zusammen, mit denen wir alle Unkosten decken konnten, inklusive die Anfangs-Miesen der Flugtickets. Es reichte auch als Puffer für die restlichen Reisetage. Viel wichtiger als der finanzielle Erfolg war jedoch der Menschliche. Durch die Tour haben wir Stimmen hörbar gemacht, die es normalerweise nicht über die Landesgrenzen schaffen. Der größte Zauber waren diejenigen, die diese vierzigtägige Reise ermöglicht haben.

Nach unserer Stockholm-Aufführung brachte uns Shiva mit seinem Wagen zurück. Draußen dämmert es bereits – der Himmel ein glühendes Wolkenmeer – und er raunte: „So langsam begreife ich, was es damit auf sich hat: The law of attraction – das Gesetz der Anziehung. Es braucht eine wagemutige Idee, verbunden mit der richtigen Intention. Es braucht Mut. Und wenn es dir gelingt das zu kommunizieren, dann strömen die Menschen fast wie von selbst zu dir und freuen sich daran teilzuhaben. Menschen, die eine ähnliche Einstellung teilen. Die etwas Gutes bewirken wollen.“

So hatte auch ich das Gefühl überall auf Gleichgesinnte zu treffen: In Freiburg, Köln, Wiesbaden, Mainz, Frankfurt, Göteborg, Stockholm, Odense. Überall war es, als würdest du wir alte Freunde treffen. Es ist schön zu wissen, dass du überall auf der Welt Oasen findest mit Leuten voller Hingabe. Die voneinander lernen wollen. Ich habe Workshops erlebt, in denen Menschen aus Deutschland, Schweden, Nepal, dem Iran … Schüler:innen, Studierende, Arbeitnehmende und Rentner:innen teilnahmen. Alle verbunden durch die Freude am Darstellenden Spiel. Oder wie es ein Freund mal ausgedrückt hat: „Die größte Kunst bringt Menschen zusammen.“

Schließlich unser Abschied in Odense. Ich danach allein im Park. Voll mit Bildern. Die Stille einatmend. Dem Windspiel der Bäume lauschend. Dem Treiben der kleinen dänischen Stadt. Diese Tour konnte viele Herzen begeistern und hat gewiss auch das ein oder andere Leben verändert. Meines inbegriffen. Selbst jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, erfüllt mich ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für alle Menschen, die mitgewirkt haben. Aufgelistet mögen es nur Namen sein, doch hinter jedem steckt ein Gesicht, eine eigene Welt.

Da wären Anita, Marcelo, Shiva, Nora, Federico und seine Familie aus Freiburg. Raman aus Stuttgart. Tabea und Robert aus Köln. Anita, Ram, Maike, Tara, Nils, Dario, Salva, Paulina, Olivia, Flo, Peter, Parbati, Silas, Andreas, Yasmin, Niko, Heike, Lucia und Antje aus Mainz und Wiesbaden. Bernhard, Alexeji, Bettina, Julia aus Frankfurt. John und Signe aus Kopenhagen. Tine, Jonathan, Peder, Jacob aus Odense. Hanna, Christian, Kasia, Frida und Anders aus Göteborg. Soma, Subash, Nonima, Shiva und Uchit aus Stockholm. Danke an alle, die von Kathmandu aus unterstützt haben: Rupesh, Prem, Dhanraj, Luna, Kumar, Bansri, Sangita, Sampada … Danke an alle, die finanziell unterstützt haben – insbesondere meine Großmutter für die Spende anlässlich ihres Neunzigsten. Und danke natürlich an die acht Künstler:innen, die ihr Herzblut in diese Tour gesteckt haben: Yubaraj, Pabitra, Sumit, Suhana, Sushila, Govinda, Anup, Rabin.

Viel Liebe euch allen! Oder auf Nepali: धेरै माया (Dherai maya).

Über den Regen

Die nachfolgende Kurzgeschichte ist inspiriert von dem Buch „Touching the Rock“, geschrieben von John Hull. [16] Ich habe es für meine kleine Nichte verfasst – inzwischen ist sie stolze zwei Jahre und zwei Monate alt.

Es regnet so kräftig, als ob wer vergessen hat den Wolken-Wasserhahn abzudrehen. „Brrrr“, schlottert Jana Joschik und zieht ihre Igel-Nase noch tiefer unters Blätterdach. „Was ein Hundswetter!“

„Hundswetter?“, protestiert eine alte Stimme. Und Jana erkennt auf der Wiese vor ihrem Laubdach einen Maulwurf, der aus einem Erdhügel hervorlugt und seine Riesenschnauze im Regen badet. „Herrlich ist das!“

„Aber es ist nass und kalt und matschig und ekelig. Brrrrr.“ Jana kuschelt sich in ihren trockenen Blätterhaufen. „Wie kannst du sowas nur mögen?!“

Da lächelt sie der alte Maulwurf an. Sein Fell so klitschnass, dass es beide Augen bedeckt. „Hörst du nicht, wie es prasselt? Vorne auf dem Holzschuppen?“ Und Jana horcht und erkennt das sanfte Regentrippeln auf dem Hüttendach. Als würden duzende Mäuse darauf einen Stepptanz üben. „Und wie es im Geäst der Eiche knistert?!“ Jana bemerkt die dicken Wassertropfen, wie sie – tock, tock, tock – auf die Blätter dropsen und an den knorrigen Ästen herunterströmen. „Und wie es rauscht und brodelt, unten in der Kanalisation?!“ Tatsache: Der Gullideckel faucht wie ein mächtiges Höhlen-Tier. Jana begreift allmählich: Der Regen hat den Garten in ein Knisterkonzert verwandelt.

„Weißt du, ich alter Maulwurf sehe ja kaum noch was“, erklärt er ihr, „aber so ein Regentag wie heute ist für einen Blinden wie ein Sonnentag für einen Sehenden. Was vorher dunkel war und stumm, leuchtet auf einmal hell und klangvoll. Der Regen malt dir die Welt in den buntesten Geräusche-Farben.“

Beide schweigen und lauschen auf das Knistern und Gluckern und Gurgeln und Prasseln. Und vor lauter Lauschen hat Jana ganz vergessen sich über dieses Hundswetter zu beschweren. Von heute an, da wird sie den Regen mit anderen Augen betrachten. Mit den Augen des blinden Maulwurfs, für den ein Regentag so bunt und schön ist wie für sie selbst ein Sonnentag.

Baumhaus in unserem WG Garten

Fußnoten

  1. de Montaigne, Michel: Essays. Vorwort. 1592. Projekt Gutenberg (Englisch).
  2. Ondaatje, Michael: Der englische Patient. 1992.
  3. Vgl. Watson, Lyall: Heaven's breath: a natural history of the wind. 1984.
  4. Reynolds, Emer (Regie): The Farthest - Die Reise der Voyager in die Unendlichkeit. 2018. YouTube.
  5. Lindgren, Astrid: Ronja Räubertochter. 1981.
  6. Flammarion, Camille: L’atmosphère. Météorologie populaire. 1888.
  7. Kästner, Erich: Als ich ein kleiner Junge war. 1957.
  8. Neuweiler, Philipp: Durch die Wüste. 2023.
  9. Sullivan, Kyle: Antarctica & The Southland. 2017.
  10. de Montaigne, Michel: Essays. Of Repentance. 1592. Projekt Gutenberg (Englisch).
  11. Sagan, Carl: Cosmos: A Personal Voyage. PBS. 1980.
  12. Adams, Douglas: Per Anhalter durch die Galaxis. 1979.
  13. Gellhorn, Martha: Dachau. Experimental Murder. Collier’s Weekly. 23.06.1945.
  14. Fromm, Erich: Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. 1976.
  15. Blake, William: Auguries of Innocence. Poems. 1863.
  16. Hull, John M.: Touching the Rock: An Experience of Blindness. 2016.